
Kali und die schwarze Madonna von Tschenstochau
Die Narbe im Gesicht der schwarzen Madonna von Tschenstochau war eines der Erkenntnisgeschenke, die meinen Blick auf unsere Kultur verändert haben. An diesem Wulst auf der linken Seite des Gesichtes dieser außergewöhnlichen Mariendarstellung wurde mir klar, wie sehr unsere Gesellschaft die verwundeten aber auch verwundenden Aspekte von Weiblichkeit ausklammert. So wie uns die Narbe der schwarzen Maria fehlte, um den tief in ihren Körper eingegrabenen Schmerz über den Verlust ihres geliebten Kindes als ein zeichnendes Trauma zu verstehen, so fehlt uns auch das öffentliche Bild der indischen Göttin Kali, um weibliche zerstörerische Gewalt zu sehen und für wahr zuhalten.
Maria von Fatimas Gesicht verschmilzt mit dem Destruktiven
In dieser Serie gehen die weiße, makellose Maria von Fatima und die verwundete Maria Interaktionen ein mit dem Bösen, dem Destruktiven, Krankheit und Zerstörung. Ihr Gesicht wird überlagert von den Frauen- und Kindermörderinnen Karla Homolka und Alyssa Bustamante. Es wird eins mit dem des jugendlichen Amokläufers Adam Laszlo, dessen eigener Mutter vorgeworfen wurde, blind für seine Entwicklung gewesen zu sein. Schwarzschimmel, ein den Atem nehmender Schleimpfropfen in einem Bronchus, Bezüge zur Mutter von Kip Kinkel, einem kindlichen Amokläufer: diese Marienfiguren verschmelzen jenseits der Illusion von unbefleckter Unschuld mit den kollektiv abgespaltenen Aspekten von Weiblichkeit.