Der blinde Fleck weiblicher Gewalt

Der Schatten der Gewalt durch Frauen ist einer, für den wir oft blinde Flecken auf der Netzhaut haben. Diese blinden Zonen im inneren unserer Augen können die Form haben von der indischen Göttin Kali, der griechischen Rachemörderin Medea, Lady Macbeth mit ihrem Blut an den Händen, der sadistischen KZ Aufseherin Irma Greese, der Kindsmörderin Mira Hindley oder der jugendlichen Soziopathin Alyssa Bustamante. Er hat auch die Form der Frauen, durch die ich Gewalt erlebt habe oder die der Krankenschwestern, die in den Euthanasieprogrammen des Nationalsozialismus meinen geistig behinderten Großonkel getötet haben.

Visuelle Reflexionen über ein Tabuthema

Frauen sind Sexualstraftäterinnen und Mörderinnen, haben im Nationalsozialismus sadistisch Gefangene gequält, mißhandeln oder mißbrauchen Kinder und üben in vielfältiger Weise nicht nur psychische sondern auch physische Gewalt aus. Und trotzdem ist die Täterschaft von Frauen  noch immer ein gesellschaftliches Tabu. Ein Schatten, der nicht gesehen wird, entwickelt sich zum schwarzen Loch. Nicht nur für Betroffene, sondern auch für uns als Gesellschaft. Um Licht und Bewegung in diese Schattenzonen zu bringen, finden sich hier bildnerische Abtastungen des Traumas der weiblichen Gewalt.

Der Beginn mit Alyssa Bustamante

2007 war ich das erste Mal länger alleine auf La Palma in einem großen Haus mit viel Wind, sehr dunklen Nächten, einem Hund, der mich adoptiert hatte und Musik von Nora Jones. Eines Abends stieß ich im Internet auf einen Mugshot von Alyssa Bustamante, einem Teenager, der sein neunjähriges Nachbarsmädchen getötet hatte. Als verstörende Begründung gab sie an, sie habe “wissen wollte wie das ist.”. Ich habe in dem Gesicht nach Besonderheiten gesucht, etwas was diese Tat und die völlige Abwesenheit von Mitgefühl erklärbar macht. Irgendwann fing ich an, das Bild mit einem Kindergesicht zu überlagern. Ich begann darüber nachzudenken, wie sich Täter und Opfer wechselseitig ineinander abbilden.

Das Enstehen einer Serie voller eigener Fragezeichen

Das Thema “Frauen als Gewalttäterinnen” drängte sich in mich hinein und ich begann in einem Zustand zwischen Bewußtheit und Unbewußtheit nach weiteren Gesichtern zu recherchieren. Aus dieser seltsamen Recherche entwickelte sich eine Serie von Mörderinnengesichtern in Überlagerung mit Kinder- oder Opfergesichtern und die Serie “MERGE” entstand. Mich hatte diese Serie Jahre lang befremdet und ich habe sie kaum jemandem gezeigt, obwohl ich sie künstlerisch interessant fand. Erst viel später  – im Herbst des Jahres 2019 – erschloss sich mir die Geschichte dahinter.

Die Erzählung, die sich in Bildern viel früher erzählt hat

Ein geistig behinderter Großonkel von mir wurde im Nationalsozialismus getötet, wobei diejenigen, die ihn aus der Familie heraus rissen und diejenigen die ihn vermutlich getötet haben Frauen waren. Die komplette Geschichte dazu ist hier zu finden (Das Rosenkissenmädchen und der Kindonkel) und hier meine Gedanken zur transgenerativen Weitergabe von Traumata und zu Helferfiguren als Täter. Das für mich ergreifende war, dass sich die Bilder dieser Geschichte nicht nur in meiner Biographie abgemalt haben, sondern auch mit einer großen Vehemenz in die Kunst durchdrückten.

Wahrheitsberührung im Bild – Werk ohne Autor

Als ich die Geschichte von der Euthanasie-Ermordung meines Großonkels hörte, hatte ich kurz vorher den Film “Werk ohne Autor” von Florian Henkel von Donnersmark gesehen. Dieser Film macht auf anrührende Weise zugänglich, wie Bilder eine Wahrheit zeigen können, lange bevor der Künstler selber sie kennt. Es sind häufig die Bilder, die uns jenseits unseres Wollens Themen vorgeben, und nicht von uns gewollte Themen, die wir durch Bilder illustrieren. Wir können uns als Künstler die Bilder, die wirklich Kraft in uns entwickeln, nur begrenzt aussuchen. Es ist ein Mysterium durch dass sich das innere Ausland dem Inland öffnet – für uns als Künstler und, so hoffen wir, für den Betrachter auch.

Der Beginn mit Alyssa Bustamante

2007 war ich das erste Mal länger alleine auf La Palma in einem großen Haus mit viel Wind, sehr dunklen Nächten, einem Hund, der mich adoptiert hatte und Musik von Nora Jones. Eines Abends stieß ich im Internet auf einen Mugshot von Alyssa Bustamante, einem Teenager, der sein neunjähriges Nachbarsmädchen getötet hatte. Als verstörende Begründung gab sie an, sie habe “wissen wollte wie das ist.”. Ich habe in dem Gesicht nach Besonderheiten gesucht, etwas was diese Tat und die völlige Abwesenheit von Mitgefühl erklärbar macht. Irgendwann fing ich an, das Bild mit einem Kindergesicht zu überlagern. Ich begann darüber nachzudenken, wie sich Täter und Opfer wechselseitig ineinander abbilden.

Das Enstehen einer Serie voller eigener Fragezeichen

Das Thema “Frauen als Gewalttäterinnen” drängte sich in mich hinein und ich begann in einem Zustand zwischen Bewußtheit und Unbewußtheit nach weiteren Gesichtern zu recherchieren. Aus dieser seltsamen Recherche entwickelte sich eine Serie von Mörderinnengesichtern in Überlagerung mit Kinder- oder Opfergesichtern und die Serie “MERGE” entstand. Mich hatte diese Serie Jahre lang befremdet und ich habe sie kaum jemandem gezeigt, obwohl ich sie künstlerisch interessant fand. Erst viel später  – im Jahr 2019 – erschloss sich mir die Geschichte dahinter.

Die Erzählung, die sich in Bildern viel früher erzählt hat

Ein geistig behinderter Großonkel von mir wurde im Nationalsozialismus getötet, wobei diejenigen, die ihn aus der Familie heraus rissen und diejenigen die ihn vermutlich getötet haben Frauen waren. Die komplette Geschichte dazu ist hier zu finden (Das Rosenkissenmädchen und der Kindonkel) und hier meine Gedanken zur transgenerativen Weitergabe von Traumata und zu Helferfiguren als Täter. Das für mich ergreifende war, dass sich die Bilder dieser Geschichte nicht nur in meiner Biographie abgemalt haben, sondern auch mit einer großen Vehemenz in die Kunst durchdrückten.

Wahrheitsberührung im Bild – Werk ohne Autor

Als ich die Geschichte von der Euthanasie-Ermordung meines Großonkels hörte, hatte ich kurz vorher den Film “Werk ohne Autor” von Florian Henkel von Donnersmark gesehen. Dieser Film macht auf anrührende Weise zugänglich, wie Bilder eine Wahrheit zeigen können, lange bevor der Künstler selber sie kennt. Es sind häufig die Bilder, die uns jenseits unseres Wollens Themen vorgeben, und nicht von uns gewollte Themen, die wir durch Bilder illustrieren. Wir können uns als Künstler die Bilder, die wirklich Kraft in uns entwickeln, nur begrenzt aussuchen. Es ist ein Mysterium durch dass sich das innere Ausland dem Inland öffnet – für uns als Künstler und, so hoffen wir, für den Betrachter auch.