

Auch das ist wahres Ich
Zwischen “Das hätte ich niemals bei Dir vermutet” und dem Argwohn, meine genussfreudige, kraftvolle Seite mit einer ganzen Ansammlung von Schalken im Nacken sei nur eine Maske, begegnet mir so alles mögliche, wenn Menschen Zugang zu biographischen Details bekommen. Und auch für mich ist das manchmal nicht einfach zu verstehen, dass all das wahres Ich ist.
Willkommen auf der kraftvollen und genussfreudigen Seite meiner Flügelspannbreite!
Die lebenspralle Biographie
Was unbeschadet geblieben ist
Zugang zur eigenen Sonnigkeit auch unter dunkelsten Schatten zu haben, ist eine Gnade. Eine Gnade, die ich soviel lebe und kultiviere, dass sie viel von meiner Aussenwirkung ausmacht. Ich habe eine zutiefst lebensfreudige Seite, die die Welt wie ein fröhliches Kind erlebt, eines was bereit ist, über alles Mögliche zu lachen, zu Staunen, Unsinn zu erzählen und mehr Ideen hat als ein Schwein blinzelt. Neugierige auf alles Mögliche von Neurophysiologie bis zum Stecken von Blumensträußen und so wichtigen Fragen, wieso Hängebauchschweine sich nicht den Bauch aufscheuern. Genussfreudig beim Kochen und eine zuverlässige Adresse für gute Restaurants, hemmungslose Improtheaterspielerin und jemand, der sich traut, bunt auszusehen. Eine Tanzmaus, die gerne Feste feiert und eine Kichererbse, die man auch in blöden Situationen zum Lachen bringen kann. In mir ist etwas lebendig, das ohne Beschädigung überlebt hat.
Unternehmerin mit Lust an Pionierarbeit
Neben Flausigkeit und Ideenreichtum gibt es in mir eine tatkräftige, durchsetzungsstarke Seite, einen Pioniergeist aus dem heraus ich ohne Startkapital ein großes Marketingnetzwerk für Genusskultur – einen Verbund individueller Kleinunternehmer- ins Leben gerufen und mehr als 10 Jahre betreut habe. Das hat Kraft für die Kunst verschlungen, war aber ein gutes, sinnvolles Projekt, das meine genussfreudige Seite gespiegelt hat. Ich habe selbst in extremsten Schmerzzuständen durch das, was ich meine Schöpfungsdisziplin nenne, strahlend mit Vorträgen auf der Bühne gestanden. Diese Fähigkeit ist Segen und Fluch in einem, macht aber viel möglich,
Das Ich als vielkammeriges Haus
Es ist dieser kräftige, lebensfreudige Aspekt, der es Menschen schwer macht, die Risse glauben zu können. Für viele ist die Vorstellung nicht leicht, dass ich bei den “Man made” Traumatisierungen völlig hilflos war, obwohl ich im Alltag energisch und nicht auf den Mund gefallen bin. Manchmal sind wir versucht, solche Seiten bei verletzten Menschen als Maske zu interpretieren. In meinem Fall kann ich sagen: auch das ist ich. Eines meiner Bilder ist ein Haus mit vielen Kammern. Bei Menschen mit Traumatisierungen können die Räume besonders unterschiedlich ausgestattet sein. Es ist immer wieder eine Aufgabe, trotzdem das ganze Haus als “Ich” zu begreifen. Ich glaube, das wir alle vielkammerige Häuser sind, deren Zimmer unterschiedlich gut miteinander in Verbindung stehen.
Medizinstudium und Forscherleidenschaft
Ich habe bis nach dem Vordiplom Medizin studiert, bevor ich auf die Kunstakademie gewechselt bin. Mein Kunststudium habe ich durch die Arbeit in Krankenhäusern und Psychiatrien finanziert. Ein Faible von mir war immer die Neurophysiologie, wodurch ich zusammen mit der praktischen Erfahrung einen für einen Laien hohen Wissensstand habe – auch was die Traumathematik betrifft. Ich bin auch meinen eigenen Symptomen gegenüber eine leidenschaftlich neugierige, wissenshungrige Forscherin, die sich für Cortisolkreisläufe und Epigenetik, Sprachphilosophie und Kulturpsychologie begeistern kann. Es ist ein großes Glück, dass ich selbst Dingen, unter denen ich leide, mit der Neugierde von “Es ist zwar Mist, aber interessanter Mist!” gegenübertreten kann.