Trost, Worte haben

Mnemosyne 4: Trost (Worte haben)

Nach den Sonntagen, die weiss sind wie die Vergessensblumen,

die sich um die Münder legen wie kein Tag-, kein Nacht-, kein Morgenrauch,

nach den Weisstagen, an denen wir Lethe tranken für das Flachland,

was die Körper entzog bis in die Unräume, so dass wir vergaßen,

nach den Nichttagen, auf die keine Hoffnung noch anderes folgt,

nach den Untagen löst Mnemosyne ihr Haar,

eine Flussflut, ein Trink-mich, Trink-mich, eine Gezeit über den Salzschalen:

Ab morgen umhüllen mich wieder Ebbe und Flut

Und mit den Beginnen der Welle,

die wir weder erzauderten noch vergaßen,

mit den Beginnen der Welle gab es ein Wort,

an dem die weißen Steine der Münder zurück ins Meer fielen,

so dass es sich milder atmete

und die Handkuhlen warm wurden

wie die Kinderköpfe, sag ich, wie die Kinderköpfe,

ich weine drei Tage und Mnemosyne nickt mir die Flut:

Worte werden wir haben.

Und sie spricht von der Sprache

und von den Bildern

und den Worten

und dem Unaussprechlichen

und dem Trost, der in den Worten liegt,

so sage ich:

Es war und anderes wird sein.

Wir werden die entkommenen Kinder aus den Salzmeeren atmen lehren

mit den Worten für die Schwarzflut,

für den Würgeort,

für die mundlosen Zeichen der Angst,

für den Totenblumentrotz,

für die Vergangenheit

und für das andere auch,

für die Wellen, die uns den Kopf nicht brachen,

für die Wärme zwischen den Handkuhlen,

für die Gezeiten, für die Kinder und den Trost:

Worte werden wir haben.